Produktbeschreibung
Lesen verboten
Die weitreichenden Veränderungen im Gefolge der Herausbildung eines globalen Marktes für Literatur bis in ihre sprechenden Details schildert Dubravka Ugresic in ihren neuen Essays. Ihr Befund lautet: Galten als zur Weltliteratur zugehörig bisher Bücher, die qualitativen Maßstäben genügten, wird der Begriff gegenwärtig quantitativ verstanden: Zur Weltliteratur zählt nur noch, was sich auf der ganzen Welt verkaufen lässt. Das hat zur Konsequenz: Autoren und Leser sprachlicher Kunstwerke werden an den Rand der Kultur gedrängt, wie den Rauchern sind ihnen die unvorteilhaftesten Reservate vorbehalten.§Die Zunahme von imaginären und realen Lesen-Verboten-Hinweisen - amerikanische Verlage zahlen für die Erinnerungen eines US-Präsidenten, die seiner Gattin sowie seiner Praktikantin Millionen Dollar an Vorauszahlungen, ohne eine Zeile der Manuskripte zu kennen, Romane von Sitcom-Stars werden von Agenten aufgrund zweiseitiger Angaben über den Plot meistbietend verkauft, Lektoren in den angel sächsischen Ländern machen die Lektüre eines Manuskripts von einem "book proposal" abhängig - bildet für die Autorin jedoch keineswegs den Anlass zu einem kulturpessimistischen Lamento. Sie kennt nämlich das Heilmittel gegen die Vorherrschaft der Marktgesetze innerhalb der Literatur - und ihre Essays sind ein Beleg für deren Wirksamkeit: eine kosmopolitische, transnationale Literatur, die souverän aus allen Kulturen schöpft, dabei luzide ist und folglich ironisch sein muss.